Wer mit Kindern zu tun oder selbst welche hat, der weiß ganz genau, wie friedlicher Ungehorsam funktioniert und wie er einen manchmal auf die Palme bringen kann, ohne, dass man etwas dagegen tun könnte, weil er unter Umständen sogar köstlich witzig ist.
Sagt mal zu einem Kind: "Mach dich aber nicht schmutzig!" Dann können wir zu hundert Prozent davon ausgehen, dass Murphys Gesetz zuschlägt und das Kind von oben bis unten verdreckt vor einem steht, mit einem Blick, der vor Unschuld strotzt.
Wir Erwachsenen haben das längst verlernt. Man hat es uns quasi wegerzogen. Trotzig zu sein oder gar ungehorsam, das geht gar nicht. Vom Kindergarten an, manchmal auch schon in den Krabbelgruppen, werden wir für Trotzverhalten oder Ungehorsam bestraft. Je älter wir werden, desto größer fällt die Strafe aus. Die Gesellschaft tut ihr übriges dazu, indem sie Ungehorsam nicht toleriert und einen in letzter Konsequenz sogar ausschließt. Wer sich nicht fügen oder anpassen kann, hat in der Gesellschaft nichts verloren.
Werden wir wieder zu Kindern
Die meisten Erwachsenen sehen das Leben viel zu ernst. Das ist auch der Grund, warum solche Menschen trotzige Kinder gerne bestrafen, weil sie sich selbst keinen Spaß im Leben gönnen.
Wobei wir hier wirklich unterscheiden müssen zwischen Spott und Spaß. Wir können uns gerne einen Spaß über eine Situation oder einen Zustand erlauben. Wenn ich mir aber einen Spaß auf Kosten anderer erlaube, sollte der schon gut überlegt sein. Einen Schaden darf man natürlich nicht anrichten.
Hier zwei Beispiele:
Eine Freundin von mir ging einmal mit ihrem Freund schick essen. Er bestellte ein Spargelgericht und da ihm die Spargeln nicht schmeckten, steckte er sich zwei davon in die Nase, um sie zum Lachen zu bringen. Die beiden lachten sich kaputt in dem Restaurant, flogen aber auch kurzerhand raus.
Ich selbst bestellte einmal in einem italienischen Restaurant anstatt Tagliatelle e Fungi einfach nur Bandnudeln mit Pilzen und im Anschluss einen kleinen starken schwarzen Kaffee. Das überforderte den Kellner total, so dass er explizit nachfragen musste, ob ich einen Espresso meine. Ich sagte ihm, wenn das ein kleiner starker Kaffee ist, dann ja. Wir lachten uns kaputt, über die Reaktion des Kellners, natürlich so heimlich wie nur irgend möglich. Ein Pärchen bekam das mit und der Mann musste auch lachen, da trat ihm seine Begleiterin ans Bein, er solle sofort damit aufhören.
So gibt es tausende Situationen, die zwar völlig harmlos sind, die Menschen aber so schocken, da sie nicht der Norm entsprechen und sie zum Teil komplett aus ihrem Konzept bringen. Und genau das ist das Ziel. Die Menschen aus ihrem Konzept bringen, um sie so zum Nachdenken anzuregen und sich die Frage zu stellen: "Warum machen die das?"
Friedlicher Ungehorsam der zum Nachdenken anregt
25541
Na, wer hat schon fleißig geübt und kennt diese Zahl? Einige.
Seit ca. fünf Jahren trägt Christoph Weiherer eine Idee zum friedlichen Ungehorsam in die Märkte Deutschlands hinaus. 25541 ist die Postleitzahl von Brunsbüttel. Und weil ihn diese ewige Postleitzahlen-Abfrage in den Märkten irgendwann genervt hat, kam er auf die Idee, immer und überall die PLZ von Brunsbüttel anzugeben.
Da er als Liedermacher und Kabarettist immer vor viel Publikum steht, dachte er sich, lässt er die doch auch gleich daran teilhaben. Und so ist inzwischen ein richtiger Kult über diese Postleitzahl entstanden. Er hat seine Idee in einen witzigen Sketch gepackt und bietet zudem noch (für die Vergesslichen) einen BioBrunsBeutel an.
Dabei schadet er niemanden, außer der Statistik irgendwelcher Großkonzerne. Die müssen das verkraften. Doch sollte die Zahl der Brunsbütteler, die deutschlandweit einkaufen, ins Unermessliche steigen, müssen sie sich Gedanken darüber machen, ob sie weiterhin die PLZ von ihren Kunden abfragen.
Wir zumindest haben solange Spaß daran, wie sie es tun. Und es werden immer mehr. Was nämlich manipulativ so herum funktioniert, funktioniert auch andersherum. Köstlich.
Aufruf zu guten Ideen für den friedlichen Ungehorsam
Ich werde oft gefragt: "Was können wir tun?" Ein friedvoller Weg, den ich für sinnvoll halte, ist der, bei gewissen Dingen einfach nicht mehr mitzumachen und wenn, dann eben so, dass sie aus ihrem gewohnten Konzept gebracht werden.
Dazu werde ich ab jetzt eine Serie starten. Ab sofort werde ich alle guten durchführbaren Ideen für einen friedlichen Ungehorsam veröffentlichen. So kann jeder für sich entscheiden, wo er mitmachen möchte und wo nicht.
Die Bedingungen für Eure Ideen sind ganz einfach:
- sie dürfen keinem Menschen persönlich schaden
- sie müssen legal sein (vielleicht auch die graue Zone berühren, aber nicht darüber hinaus)
- sie müssen leicht durchführbar sein
- sie dürfen durchaus witzig sein
Ansonsten sind Euren Ideen keine Grenzen gesetzt.
Egal in welchem Bereich, meldet Euch über meine Kontaktadresse und teilt mir Eure Ideen mit. Ich bin sicher, es werden absolut geniale "Streiche" dabei herauskommen.
Ihr habt`s drauf... nicht umsonst ist unsere Waffe unser Verstand!!!
Er macht das schon ein Leben lang
Reinhard Mey
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