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Andere verändern wollen: Der Umgang mit Menschen (Dale Carnegie)

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Helmut J. Salzer  / pixelio.de
Helmut J. Salzer / pixelio.de

Diese beiden Herren aus Bronze kann man im Original betrachten, wenn man den Skulpturenpfad Strümpfelbach in Weinstadt begeht. Sie stellen eine Diskussion dar, bei der einer der beiden (in dem Fall der Linke) mit den Fingern auf den anderen zeigt. Der andere hingegen hält ihn fest, weil er sich angegriffen fühlt. Wir alle kennen diese Situation.

 

Besonders auffallend ist die Hand, die auf den anderen zeigt - mit erhobenenem Zeigefinger -, bei dem jedoch nur ein Finger auf den anderen gerichtet ist, drei Finger zeigen auf die eigene Person. Wir kennen das aus der Psychologie. Was Du einem vorwirfst, wirfst Du dreifach Dir selbst vor! So ungefähr kann man das interpretieren.

 

Ich habe diese Skulptur gewählt, weil sie sehr gut darstellt, worum es bei Dale Carnegies Ausführungen, im Umgang mit den Menschen, geht. In erster Linie um Kritiksucht. Beobachtet Euch einmal selbst und filtert heraus, wann Ihr Menschen kritisiert.

Ich bin überzeugt davon, dass wir dies unbewusst ständig tun. Es ist schon so in uns drin, dass wir es selbst kaum merken. Aber unser Gegenüber, der Mensch den wir kritisieren, merkt es sofort. Es ist wie ein roter Knopf der gedrückt wird. Und was passiert in der Regel, wenn ein anderer unseren roten Knopf drückt? Wir gehen in die Verteidigung, in den Widerstand anstatt uns, wie vom anderen gewünscht, zu ändern.


Menschen verändern wollen

Wenn er/sie sich doch bloß mir zuliebe ändern würde
Wenn er/sie sich doch bloß mir zuliebe ändern würde

Was wollen wir mit unserer Kritik erreichen? Meistens doch, dass sich der andere ändert. Dass er das, was wir kritisieren nie wieder tut und sich für seine Tat entschuldigt. Wobei es oft so ist, dass nicht einmal eine Entschuldigung etwas nützt. Diese wird oft nicht akzeptiert. Das liegt wohl daran, dass wir uns selbst nicht verzeihen können und der andere sich nicht für uns entschuldigen kann.

 

Wir leben einen großen Teil unseres Lebens mit Menschen zusammen, die wir permanent kritisieren, heißt, verändern wollen. Anstatt die Beziehung zu beenden und sich neue, passendere Freunde/Partner, zu suchen, nörgeln wir weiter am Altbewährten herum. Und selbst wenn wir die alten Freunde/Partner austauschen, geht die Nörgelei bei den neu gewonnenen Liebsten, über kurz oder lang, in gewohnter Manier weiter. Wir ziehen das, was uns an uns selbst nicht passt magisch an. Und so dreht sich das Hamsterrad fröhlich weiter.

 

Nicht nur, dass destruktive Kritik (und die meine ich) den anderen immer wieder runterzieht und ihn in eine stetige Verteidigungshaltung bringt, nein, es fällt jedesmal auf uns zurück und verschließt unseren Blick auf uns selbst. Mit jeder Kritik die wir anbringen, konditionieren wir uns. Gedanken formen unsere Realität und wer ständig kritische Gedanken hegt, der wird es irgendwann selbst zu spüren bekommen.

 

Arjuna Ardagh, spiritueller Coach, beschreibt dies in dem Film "Awake" sehr gut. Er sagt, wenn Du einen anderen Menschen kritisierst, z. B. "Die ist aber dumm!", dann setze hinter jede Kritik die drei Worte: So wie ich! Kann es in dem Fall sein, dass Du mit Deiner eigenen Intelligenz nicht zufrieden bist? Achtet doch mal darauf, was Ihr an anderen kritisiert. Das wird Euch schnell zeigen, was Euch an Euch selbst nicht passt. Mit diesen drei Worten heben wir die Trennung auf.


Jeder fühlt sich selbst im Recht

Jeder fühlt sich in seinen Handlungen im Recht, sonst würde er nicht so handeln. Es gibt immer einen Grund, warum der andere so handelt wie er es tut. Ob es nun allgemein Rechtens ist oder nicht, das spielt hierbei keine Rolle. Dale Carnegie führt in seinem Beitrag ein paar Beispiele an, bei denen sogar Mörder von einem reinem Herzen sprechen und sich selbst als gütigen Menschen betrachten. Was er uns damit sagen will, ist nicht etwa: Toleriert das!, sondern lediglich, dass es keinen Sinn macht, einen Menschen zu kritisieren. Er wird sich auf Grund dessen nicht ändern. Niemals. Im Gegenteil, er wird sein Handeln rechtfertigen, weil er ja einen guten Grund dazu hatte - natürlich nur aus seiner Sicht.

Was können wir also tun?

Verstehen - sich in die Lage des anderen versetzen! Den anderen versuchen zu verstehen, ist eine der schwierigsten Aufgaben überhaupt. Unser Stolz hält uns davon ab. Aber gerade das macht einen weisen Menschen aus, wenn er sagen kann: "Sieh es mal aus seiner Sicht!". Wann blicken wir hinter die Kulissen eines anderen? Wann hinterfragen wir die Motive? So gut wie nie. Es ist uns auch völlig egal, weil der andere nicht so handelt, wie wir es in solch einer Situation vielleicht tun würden.


Anerkennung zollen

Es gibt Dinge im Leben von denen wir einfach nicht genug erhalten haben
Es gibt Dinge im Leben von denen wir einfach nicht genug erhalten haben

Dale Carnegie geht sogar noch einen Schritt weiter, indem er uns dazu aufruft, unseren Mitmenschen Anerkennung zu zollen. Und er meint damit nicht die Schmeichelei, sondern die aufrichtige, von Herzen kommende, Anerkennung. Anstatt die Fehler der Mitmenschen herauszupicken, sollten wir unser Augenmerk auf die Dinge lenken, die wir selbst für gut erachten. Dann kommt es von Herzen.

 

Dazu erzählt er eine rührende Geschichte, von einer älteren Dame, die sich ihr Leben lang nach Anerkennung sehnte, diese aber nie bekam. Ihr Ehemann war unbedeutend, sie hatte keinen richtigen Beruf, wünschte sich Kinder und Enkel und erhielt nichts dergleichen. Eines Tages wurde sie als "verrückt" eingestuft und in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Dort spielte sie eine feine Dame und gebar jede Nacht ein fiktives Kind. Seither war sie glücklich. Der leitende Psychiater sagte nach einiger Zeit: "Ich will sie gar nicht heilen, selbst wenn ich es könnte, denn jetzt ist sie glücklicher, als sie es je in ihrem Leben war."

 

Der Mensch dürstet nach Anerkennung. Es ist ein Lebenselixier, ebenso wie Essen und Trinken. Und wenn er die nicht erhält, dann reagiert er manchmal auf ganz sonderbare Weise. Deshalb ist es immer wichtig, hinter die Kulissen zu schauen und sich zu fragen: "Warum tut ein Mensch so etwas?" Meistens, weil er keine Anerkennung bekommt und sich diese irgendwann einfordert. Die Wege, Anerkennung einzufordern, sind so unterschiedlich wie der Mensch ansich.

 

So, und jetzt hab ich genug philosophiert. Jetzt könnt Ihr Euch das Video anschauen. Vielleicht bleibt ja bei dem einen oder anderen etwas hängen und wir gehen in Zukunft etwas bewusster mit unseren Mitmenschen um.

 

Vielen Dank, lieber Andi, für diesen tollen Tipp!


Dale Carnegie - Umgang mit Menschen


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