Ich bin überzeugt davon, dass jeder mindestens schon einmal die Erfahrung gemacht hat, dass wenn man eine Reklamation, einen Widerspruch oder ein Problem hat, zumindest der erste Ansprechpartner nicht dafür zuständig ist. Das ist die Regel und die wird durch Ausnahmen nur bestätigt.
Gerade bei großen Unternehmen hat man kaum eine bis gar keine Chance einen Verantwortlichen zu finden. Da wird verbunden, geschoben, ignoriert und gelogen, was das Zeug hält. Je größer das Unternehmen desto unmöglicher wird es Gehör, Verständnis oder gar eine befriedigenden Lösung zu finden. Im Gegenteil.
Im besten Fall hören sie einem noch zu, um Dir am Ende des Gespräches zu verklickern, dass sie gar nicht zuständig sind - für was auch immer. Dann gibt es mehrere Möglichkeiten um abgewimmelt zu werden...
Reichen sie das schriftlich ein - der Klassiker!
Das mit dem schriftlich einreichen ist der Klassiker schlechthin. Wie oft musste ich mir schon anhören: "Reichen sie das schriftlich ein!" - sehr oft. Und je größer das Unternehmen desto schriftlicher wollen sie`s haben.
Erst kürzlich hatte ich den Fall, dass man bei mir einen neuen Stromzähler eingebaut hat. Der war defekt, was ich leider erst fast einen Monat später bemerkt hatte, da die Aufforderungskarte zum Ablesen reinschneite. Auf diesem Zählerstandsschreiben standen zwei kostenfreie Servicerufnummern. Also rief ich die für mich richtige gleich mal an. Dort sagte man mir, man kümmere sich darum und werde sich mit mir in Verbindung setzen. Oh, danke, sehr nett.
Ich wartete und wartete und wartete. Nichts geschah. Also rief ich wieder an. Dann ging`s los... "Dafür sind wir gar nicht zuständig. Ich geb ihnen mal eine Rufnummer, probieren sie`s da mal!". Ok, ich die andere Nummer angerufen, bei der - welch Überraschung - auch keiner zuständig war. Dort sagte man mir dann aber, nachdem ich mein Problem ein drittes Mal erläutert hatte -, dass ich das schriftlich einreichen solle, ich könne das auch gerne per E-Mail machen. Ok, ich eine E-Mail verfasst und abgeschickt. Dort schrieb ich auch rein, dass ich mir leicht verarscht vorkomme - natürlich wählte ich andere Worte, aber der Sinn dahinter war der gleiche. Drei (?) Tage später bekam ich endlich die Antwort, dass sich jemand darum kümmert - toll!!! Auf meinen Anschiss ist natürlich keiner eingegangen. Warum auch, sind ja nur Bioroboter, die einem da antworten. Das prallt bei denen ab wie Wattebäuschen. Wieder drei Tage später rief mich dann (um 7:30 Uhr) ein Service-Mitarbeiter an und fragte, ob ich gleich an dem Morgen Zeit hätte, er wolle gerne vorbeikommen. Am liebsten hätte ich ihm gesagt: Reichen sie das schriftlich ein! Aber ich wollte ja, dass mein Problem gelöst wird. So läuft das.
Eine Freundin von mir bekommt regelmäßig Knöllchen, von ihrem Vater, wegen einer ganz fiesen Blitzanlage (eine sehr gute Einnahmequelle). Er hat schon so was wie ein Geschwindigkeits-Übertretungs-Abo. Leider hat er einmal vergessen, das Knöllchen seiner Tochter innerhalb einer Woche vorbeizubringen, damit sie es überweisen kann (sie überweist das immer). Nach einiger Zeit kam dann ein Schreiben, sie solle eine Gebühr (?) und eine Mahngebühr bezahlen, welche die eigentliche Buße um mehr als 200% überstieg. Da sie sich das nicht erklären konnte, rief sie bei der Rufnummer an, die auf dem Schreiben stand, um dann nur zu erfahren, dass dies die Strafe dafür sei, weil sie ja nicht innerhalb einer Woche überwiesen hätte. Wenn sie sich darüber beschweren will, solle sie dies schriftlich tun, denn telefonisch ginge das auf gar keinem Fall, da sei keiner zuständig.
Ein Freund von mir rief bei der "GEZ" an, in unserem Beisein. Als er der ersten Dame am Telefon sagte, dass hier gerade vier Zeugen mithören, legte sie kurzerhand auf. Als er ein weiteres Mal anrief, war natürlich... keiner zuständig. Man verbindete ihn, an eine Stelle, die in dem Moment nicht besetzt war. Also gab man ihm eine "zuständige" Rufnummer, von der Personal- und Rechtsabteilung (sehr interessant, ich denke eher, es war die Personal- und Reichsabteilung). Auch dort fühlte sich keiner zuständig und man gab ihm eine weitere Rufnummer, bei der allerdings erst am nächsten Morgen jemand erreichbar sei. Also rief er am nächsten Morgen an, aber auch da blieb er erfolglos, er müsse alles schriftlich einreichen, was er ja schon längst getan hatte, leider nur keine konkrete Antwort erhielt, nur Textbausteine, die nicht auf das eigentliche Problem eingehen. Ach so, hier ging es um eine rechtswidrige Kontopfändung. Bis heute erhält er keine Chance auf Klärung, denn seine schriftlichen Einreichungen sind ebenso erfolglos wie seine telefonischen Beschwerden.
Warum, zum Henker, haben die dann überhaupt Service-Rufnummern auf ihren Briefköpfen oder im Netz? Im Gegensatz zu früher, bekommt man heutzutage überhaupt keinen Service mehr geschweige denn eine Lösung per Telefon. Und wenn doch, dann kommt so etwas dabei raus:
Versprechungen und Zusagen aus dem Call-Center = ein Fall für die Tonne
Call-Center sind die beste Erfindung, seid es Verantwortungs-losigkeit gibt. Sie sind abhängig, anonym und verfügen über absolut null Handlungsspielraum. Sie dürfen nur das bearbeiten, was der Auftraggeber vorgibt und erhalten nicht einmal die Möglichkeit, irgendetwas für den Kunden zu tun, was nicht ganz genau den Richtlinien entspricht. Ihnen werden nur die Programme und Informationen zur Verfügung gestellt, die sie für ihre Arbeit benötigen. Alles andere übernimmt dann wieder eine andere Abteilung - natürlich nur schriftlich.
Ich habe lange genug für ein Call-Center gearbeitet, um zu wissen, wie es dort abgeht. In der Regel werden Call-Center nur wegen der Rattenfänger beauftragt, also Mitarbeiter, die Aufträge an Land ziehen. Es gibt zwei Arten von Call-Centern: Inbound und Outbound. Inbound sind die, wo man landet, wenn man etwas bestellen möchte oder Fragen zu Verträgen und dergleichen hat, also dort selbst anruft. Outbound sind die unangenehmen nervigen Anrufe von Rattenfängern, die einem das Blaue vom Himmel versprechen und es dann in der Regel nicht einhalten. Beschwerden darüber werden dann natürlich nur schriftlich angenommen. Ein äußerst ausgeklügeltes System. Ist mir erst kürzlich mit Mobilcom-Debitel passiert. Die Tante hat mich ganz unverfroren angelogen, obwohl ich zu ihr noch sagte, dass es einen Haken geben müsse. Rums hatte ich einen Tarifwechsel an der Backe, natürlich zu meinem Nachteil. MACHT NIE EINE ZUSAGE AM TELEFON!!! Legt am besten sofort auf und hört Euch den Schmarrn gar nicht erst an.
Über ein outgesourctes (ausgegliedertes, nicht firmeneigenes) Call-Center habt Ihr gar keine Möglichkeit, dass man Eure Beschwerden bearbeitet. Sobald es um rechtliche Dinge geht, übernehmen das die meisten Unternehmen selbst und an die ist in der Regel schwer ranzukommen und wenn dann... NUR SCHRIFTLICH. Sie geben weder Verantwortung ab, noch übernehmen sie diese selbst. Es ist fast unmöglich die Verantwortung irgendwo zu finden, geschweige denn jemanden der sie übernimmt.
Meine vielfältige Erfahrung mit outgesourcten Call-Centern von großen Firmen sagt mir: Wenn sie Dir versprechen, etwas für Dich ins Reine zu bringen oder etwas zu klären, glaube ihnen nicht! Ihr könnt das gut überprüfen, indem Ihr einfach nochmal dort anruft und schaut, was der Nächste zu Euch sagt. In 90% der Fälle sagt man Euch dann etwas ganz anderes. Probiert es aus. Wenn die Nummer kostenlos ist, ruft fünf Mal an und schildert das Problem fünf Mal auf die gleiche Weise. Ihr werdet bestimmt fünf Mal eine andere Aussage erhalten oder exakt die Gleiche: "Hierfür sind wir nicht zuständig... bitte nur schriftlich!"
Es gibt leider erschreckend viele Mitarbeiter, die lieber zu allem ja und amen sagen, bevor sie sich mit einem verärgertem Kunden auseinandersetzen. In solchen Fällen nutzt auch der Name nichts, wenn man ihn sich notiert. Viele Call-Center sind in ganz Deutschland verteilt und arbeiten zudem noch mit Teilzeitkräften, die vielleicht zwei bis drei Mal die Woche dort arbeiten. Die kennen sich in den meisten Fällen untereinander nicht einmal. Man erfährt auch selten die Standorte und schon gar keine Durchwahlnummern. Wenn der Mitarbeiter dann keinen Kontakt in den PC eingibt, dann weiß niemand, wer diese Zusage gemacht hat. Auch hier handelt es sich um ein äußerst ausgeklügeltes System.
Ja, wo is sie denn, die Zuständigkeit???
Ich liebe es einfach, immer wieder den Duden zu befragen, was denn eigentlich für Bedeutungen hinter irgendwelchen Worten stecken. Auch bei dem Begriff Zuständigkeit offenbart sich wieder sehr Interessantes.
Der Duden benennt als Synonyme:
- [Entscheidungs]befugnis, Entscheidungsgewalt, Federführung, Verantwortlichkeit, Verantwortung, Verpflichtung; (besonders Rechtssprache) Kompetenz
Also können wir die Zuständigkeit ruhigen Gewissens auch mit Verantwortung, Verpflichtung und Kompetenz gleichsetzen. Und da niemand mehr die Verantwortung für irgendetwas übernehmen möchte, können wir noch so lange danach suchen, wir werden sie nicht finden, die Zuständigkeit. Und ich meine hier die echte Zuständigkeit. Wenn jemand uns Zuständigkeit vorgaukelt, heißt das noch lange nicht, dass wir dann die Möglichkeit bekommen jemanden zu belangen, nein. Kaum einer unterschreibt mehr etwas, keiner übernimmt mehr persönlich die Haftung. So läuft das zumindest bei großen Unternehmen. Der Klein- oder Einzelunternehmer hat da schon ganz andere Voraussetzungen, der haftet nämlich immer persönlich. Somit auch jede juristische Person, weil eine juristische Person immer eine Firma ist. Eine kleine, aber immerhin eine persönlich haftende. Das ist der Trick dabei.
Versucht doch mal, nur spaßeshalber, in einem großen Unternehmen oder bei einer sogenannten Behörde, einen Zuständigen zu finden. Solltet Ihr einen finden, dann fragt ihn aber auch explizit, ob er für seine Handlungen die volle Verantwortung, mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen, übernimmt und das mit seiner Unterschrift (nicht mit einer Paraphe) bestätigt. Würde mich echt wundern, wenn das einer macht.
Floskeln, Ausreden, Lügen, schwammige Aussagen und Textbausteine
Sollte man dann doch einmal die Möglichkeit finden, sich zu beschweren, dann kann man davon ausgehen, dass man zur Antwort entweder nur Floskeln, Ausreden, Lügen, schwammige oder äußerst diplomatische Antworten erhält. Bei der schriftlichen Variante sind Textbausteine sehr beliebt.
Der Grund, warum es für Rumstänkerer spezielle Abteilungen gibt bzw. nur schriftliche Beschwerden angenommen werden ist, weil dort die Profis sitzen. Psychologisch geschulte Wortverdreher und Ignoranten, deren Aufgabe einzig und alleine darin zu bestehen scheint, niemals auf das eigentliche Problem einzugehen sondern den Rumstänkerer in den Wahnsinn zu treiben.
Wie oft hatte ich schon ein Antwortschreiben in der Hand, bei dem ich dachte: "Thema verfehlt! Setzen - 6.". Dann fängt die Beschäftigungstherapie an. Auf diese nichtssagenden Antwortschreiben kann man dann wieder antworten und erhält wieder ein nichtssagendes Antwortschreiben oder: gar nichts!
Ich kenne Menschen, die schon ganze Abhandlungen zu einer Beschwerde verschickt haben, wo wirklich haargenau drinsteht, worum es geht und gegen welche Gesetze verstoßen wurde. Diese werden dann nur gelocht und kommen in einen der vielen Ordner auf denen steht: Reichsbürger-Geschwätz. Es ist ja nicht so, dass sie nicht wüssten, dass sie ungerecht handeln, nur werden solche Schreiben behandelt, als würde die Cholera daran kleben.
Der Kracher - erst kürzlich geschehen - war ein Telefonat bei der Firma Polizei. Ein Freund von mir erhielt über seinen Vermieter eine Telefonnummer von einem Polizisten, bei dem er sich melden sollte. Seit Wochen versuchen sie ihn persönlich anzutreffen und haben nichts besseres zu tun, als ein- bis zweimal die Woche bei ihm zu klingeln oder bei seinem Vermieter. Dabei geht es um einen "Strafzettel" von ursprünglich 15 Euro (jetzt seht Ihr mal, wie unsere Steuergelder verschleudert werden!). Anstatt auf seine vielen Schreiben zu reagieren, besuchen sie ihn schon zum x-ten Male. Er rief also unter der Nummer an und man sagte ihm, dass dieser Polizist krank und sowieso nicht mehr für ihn zuständig sei (war er das zuvor etwa?). Daraufhin hat man ihn verbunden. Dort meldete sich ein anderer Polizist mit: "Institution Polizei!". Diesem erklärte er dann, dass er erst kürzlich weitere drei Faxe versandt hätte und warum er keine Antwort erhielt. Der Polizist sagte nur zu ihm, wenn er eine Antwort wolle, müsse er dafür bezahlen. Ein Antwortschreiben kostet also Geld! Jede Woche ein- bis zweimal einen Einsatzwagen mit mindestens zwei Polizeibediensteten dorthin zu schicken ist aber ok? Wie verkorkst ist das denn???
Kampf gegen Windmühlen
Man muss schon gute Nerven sowie jede Menge Zeit und Geld haben, um sich mit diesen windmühlenartigen Wesen rumzustreiten. Dabei trotzen sie jedem Sturm, der da auf sie zukommt. Drehen tun sie sich immer nur in eine Richtung und es ist gewiss nicht die Richtung, die uns zu Gute käme.
Hier geht es um Macht und um nichts anderes. Bis sie das von Dir bekommen, was sie haben wollen (in den meisten Fällen Geld) sind sie handzahm, offen, freundlich und bemüht. Doch einmal in deren Fängen, ist Schluss mit lustig. Dann präsentieren sie Dir ihre ganze Größe und Stärke.
Eine Lösung? Ich wurde nach einer Lösung gefragt. Was kann man tun, wenn man ums Verrecken nicht angehört wird und sich keiner um Dein Problem kümmert? Im Prinzip ist die Lösung ganz einfach: Halt Dich in Zukunft raus!
Halte Dich so gut es geht von vorneherein, speziell aus Verträgen, raus. Nimm keine mündlichen Absprachen entgegen und verlasse Dich nicht auf das, was man Dir verspricht. Du wirst immer nur über die Vorteile unterrichtet, nie über die Nachteile. Worte sind geduldig, verdrehbar, kann man gut verleugnen. Die richtig guten Rattenfänger sprechen mit sogenannten "Engelszungen". Die können einen sprichwörtlich verzaubern.
Doch selbst Schriftliches ist später schwer einzufordern, weil inzwischen kaum mehr etwas ordnungsgemäß unterzeichnet wird. Zudem wird man häufig von AGBs überschüttet (20-50 Seiten Kleingedrucktes sind inzwischen die Regel), die erstens kaum einer versteht und zweitens jedwede Möglichkeit, sich nachher zu beschweren, aushebeln. Es gibt immer einen Passus in den AGBs, der Dich niederschmettert. Und Deine Umstände interessieren niemanden, egal, in welche Richtung sie sich entwickeln. Wir erinnern uns: Immer die gleiche Richtung - völlig starr und unflexibel!
Bedenke: Wer Dich am Anfang einfängt, kümmert sich später nie wieder um Dich!!!
Trenne und herrsche ist hier das Motto. Mache die Menschen wahnsinnig, ohnmächtig und bringe sie dazu zu resignieren = sich abfinden, abgeschlossen haben, aufgeben, sich beugen, den Dingen ihren Lauf lassen, den Mut verlieren, sich dreinschicken, entmutigt sein, in die Knie gehen, sich [in sein Schicksal] fügen, kapitulieren, klein beigeben, sich schicken, seine Hoffnung begraben, verloren geben, verzichten, zurückstecken; (gehoben) den Nacken beugen, die Segel streichen, die Waffen strecken, verzagen; (umgangssprachlich) das Handtuch schmeißen/werfen, den Kram hinschmeißen, die Flinte ins Korn werfen, passen; (salopp) den Schwanz einziehen - Touchè!!!
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