Man soll ja niemals NIE sagen, aber in manchen Fällen bin ich mir meiner Sache so sicher, da kann ich das schon mal guten Gewissens verkünden.
NIE WIEDER SILVESTER!!! Das habe ich mir nun endgültig vorgenommen. Dafür hat es allerdings noch dieses eine letzte Mal gebraucht. Es war toll, keine Frage, aber das lag nicht an Silvester sondern an der Gesellschaft, mit der ich "feierte".
Jetzt, die Tage danach, kam die große Ernüchterung und die Erkenntnis, dass dieses "Fest" für mich absolut gar nichts mit einem Jahreswechsel zu tun hat.
Doch woran liegt das? Was hat mich zu dieser Erkenntnis gebracht?
Das Gefühl, dass sich für mich am nächsten Tag überhaupt gar nichts verändert hat und auch nicht am zweiten, dritten, vierten oder fünften Tag danach - außer dass jetzt die ganzen Jahresrechnungen reinschneien und ein paar Pseudogesetze in Kraft treten. Ich hab nicht mal einen Monat danach das Gefühl, das Jahr hätte von Neuem begonnen. Das Wetter ist genau so trist wie zuvor. Zwar werden die Tage nun länger, aber so richtig erhellend ist es immer noch nicht. Sobald ich aus dem Fenster schaue, habe ich das Gefühl, die Natur schläft noch immer. Sie hat von dem ganzen Gedönse um das neue Jahr überhaupt nichts mitbekommen. Völlig unbeeindruckt schläft sie weiter und bereitet sich auf ihr großes Erwachen im Frühjahr vor.
Silvester - ein Gedenktag für einen längst verstorbenen Papst
All die Jahre, an denen ich Silvester feierte, habe ich mich nicht einmal gefragt: Warum feiern wir das eigentlich? Für mich war bisher immer nur das Datum ausschlaggebend. Der 31. Dezember ist der letzte Tag des Jahres, danach folgt eine neue Jahreszahl, also Jahreszahlenwechsel. Ende der Erklärung. Im Übrigen kannte ich es einfach nicht anders. Von klein auf haben alle in meinem Umfeld (Familie, Freunde - einfach alle) jedes Jahr Silvester gefeiert. Immer nach dem gleichen Muster und mit den gleichen Traditionen. Ich hab das bisher nie hinterfragt - bis heute.
Jetzt stell` ich Fragen: Woher stammt dieses Datum? Wer hat festgelegt, dass genau an diesem Tag das Jahr endet?
Die Römer waren`s.
Das Datum des 1. Januars als kalendarischer Jahresanfang stammt aus dem Jahre 153 v. Chr.. Doch erst ab der frühen Neuzeit setzte sich der 1. Januar im Westen mehr oder weniger allgemein durch, im Osten erst ab dem frühen 18. Jahrhundert. Soviel zum Datum.
Weiter: Warum heißt Silvester bei uns (überwiegend) Silvester?
Das haben wir dem Tod des netten Herren auf der Statue im Bild zu verdanken. Also nicht ihm, aber seinen Anhängern und denen, die meinten, man müsste seinem Tod ewig gedenken - auch wenn es keiner so richtig weiß:
Die Assoziation des Jahresendes mit dem Namen Silvester (deutsch ‚Waldmensch‘, von lateinisch silva ‚Wald‘) geht auf das Jahr 1582 zurück. Damals verlegte die Gregorianische Kalenderreform den letzten Tag des Jahres vom 24. Dezember auf den 31. Dezember, den Todestag des Papstes Silvester I. († 31. Dezember 335). Der Liturgische Kalender führt den Tag seit 813 auch als dessen Namenstag.
Nicht nur einmal eingeführte Steuern werden wir nicht mehr los, nein, auch einmal beschlossene Gedenk- und Feiertage scheinen ein Ding für die Ewigkeit zu sein.
Ich bin mir sicher, der gute Silvester hat nichts dagegen, wenn ich seinem Gedenken, für mich persönlich, ein Ende setze. Jetzt da ich weiß, was dieser Tag für eine Bedeutung hat, fiele es mir sowieso umso schwerer da noch mitzumachen. Vorher ging das ja noch, da ich der Meinung war, es handele sich nur um den Beginn eines neuen Jahres, der für mich allerdings nie so richtig einer war - außer im Kalender.
Der Frühling ist mein neues Neujahr
Der Frühling ist für mich der Beginn von etwas Neuem. Eine Geburt, ein Wiedererwachen. Dann, wenn alles aus seinem Winterschlaf erwacht, sich reckt und der Sonne entgegenstreckt. Es ist als hätte Mutter Erde einen Wecker gestellt und alle wachen nacheinander auf.
Sicher gibt es auch in der Natur Langschläfer, aber auch die schlafen durch. Nicht wie an Silvester, das ist für mich wie ein unangenehmes Aufrütteln mitten in der Nacht. Da will ich noch nicht geweckt werden. Der Winter ist die Zeit der Stille und der Ruhe, der Insichkehrung, eine eremitische Phase. Der Frühling dagegen ist für mich der Beginn eines gutgelaunten neuen Jahreszyklus.
Mit Silvester will man uns weismachen, dass ab dem 1. Januar das Glück in den Startlöchern steht und nur darauf wartet loszulegen. Ab dem Ersten wird alles besser. Ab dem Ersten sollen wir glücklicher, gesünder, erfolgreicher sein, ob wir wollen oder nicht. Da mach ich nicht mehr mit. In Zukunft schlafe ich an Silvester weiter, solange, bis der Frühling mich weckt.
Es gibt so viele Alternativen...
...da nehm ich doch meine.
Bei meinen Recherchen bin ich auf zig Neujahrsdaten, -bräuche, -traditionen usw. gestoßen. Von religiösen bis hin zu ganz alten Ursprüngen finden wir alles. Da ist es nicht einfach, sich etwas rauszusuchen.
Deshalb hab ich mich entschieden, mich an die Natur zu halten und den astronomischen Frühlingsanfang bzw. die sogenannte Frühlingstagundnachtgleiche als meinen Neujahrsbeginn zu feiern.
Die Frühlingstagundnachtgleiche, der Beginn des Frühlings, fällt jedes Jahr zwischen den 20. und 23. März. Die Abweichung entsteht infolge des Unterschieds zwischen dem aktuellen astronomischen Ereignis und unserem Kalender. Wie ich dieses für mich neue Jahr dann letztendlich feiere, dass wird sich noch zeigen. In jedem Fall nicht mit Feuerwerk und Sekt.
Mein Neujahr steht also noch bevor. Bis dahin schlaf ich erst mal weiter. Gute Nacht und süße Träume :-)
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